Dienstag, 17. Februar 2009
Kapitel 3 – Der Sinn des Lebens
jungautor26, 01:32h
Ich kämpfte um jeden Luftzug. Schleim verkrustete meine Atemwege und ich wünschte mir, dass einer der beiden Personen um mich herum auf die Idee verfallen würde, mir kräftig auf den Rücken zu klopfen. Stattdessen starrten sie mich an und beide machten den Eindruck, als seien sie verdammt erstaunt mich zu sehen.
„Wie lautet ihr Name?“
Die Stimme der männlichen Person war spröde und überschlug sich oft, ich empfand sie als äußerst unangenehm. Der Mann schwitzte und ich konnte seinen Herzschlag beinahe hören.
„W-i-e l-a-u-t-e-t i-h-r N-a-m-e?“
Ich wollte schnell meinen Namen loswerden, damit dieser unangenehme Mensch endlich aus meinem Blickfeld verschwinden konnte und meine Ohren vor seiner unangenehm beißenden Stimme verschont blieben. Sprechen und damit Antworten fällt aber sehr schwer, wenn man den Hals voll mit schleimiger und dickflüssiger Kotze hat. Mehr als ein Röcheln in meinem eigenen Erbrochenen brachte ich nicht zu Stande. Erst viel später sollte ich erfahren, dass ich seit Monaten kein Wort mehr gesprochen hatte. Obwohl meine Lungen brannten und mir jeder Muskel in meinem Körper starke Schmerzen verursachte, war ich froh, am Leben und – viel wichtiger – offensichtlich unter Menschen zu sein.
„Haben sie das gehört Schwester Ines? Auch er ist nur ein sabbernder Idiot! Verdammt! Er war von Anfang an ungeeignet, viel zu schwer verletzt und nahezu Tot... Wer bezahlt jetzt das Projekt?“
Endlich entfernte sich die unangenehme Stimme aus meinem näheren Umfeld und wurde leiser. Ich blickte dafür jetzt in das Gesicht eines Engels. Sanft streichelte sie mir über die Haare und schluchzte leise in mein Ohr:
„Ich habe gehofft, dass du es schaffst! Ich wollte nicht, dass du auch zu einem seelenlosen Ding degenerierst!“
Ich hätte lachen müssen, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Im Zimmer mit einer wunderschönen Frau und ich bin nicht mal in der Lage sie anständig zu begrüßen. Aber ich versuchte noch mal mich zu artikulieren und trotz meinem Husten und Würgen hat sie wohl verstanden was ich will. Langsam half sie mir in eine aufrechtere Position, ich hustete noch einmal kräftig und nahm meine ganze Kraft zusammen:
„Steve Matson..., ich hoffe ich kann sie bald überzeugen, dass ich kein Idiot bin...“
So ein strahlendes Lächeln habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und im selben Moment wurde ich mir meiner Nacktheit bewusst. Der Doktor schien gute Arbeit geleistet zu haben, denn alles schien noch mehr als ordentlich zu funktionieren. Ohne sich etwas anmerken zu lassen deckte sie mich umgehend mit einem weißen Krankentuch zu, zögerte aber einen Moment zu lange. Sie musste einen zweiten Blick auf mich geworfen haben, denn sie war sichtlich errötet.
„Ich… Ich bin Ines Swanson, verzeihen sie mir... willkommen zurück im Leben, geht es ihnen gut?“
Irgendwie war diese Frage süß. Ich habe mich nur Augenblicke vorher in Krämpfen übergeben, ich weiß nicht wo ich mich aktuell befinde und was aus meiner kleinen Spähtruppe geworden ist und dieser Engel in weiß fragt mich, ob es mir gut geht. Ich wollte etwas schlagfertiges erwidern, brachte aber nur ein trockenes „Ich glaub schon...“ heraus. Ich wollte unbedingt in den Armen dieses Engels bleiben und jede Sekunde auskosten, aber die fiebrige Stimme des Doktors unterbrach meine Träume:
„Gehen sie zur Seite Mrs. Swanson, der Patient spricht? Ich meine sie...? Sie sprechen?“
Natürlich spreche ich, was denkt dieser Idiot eigentlich von mir? Warum sollte ich es auch nicht können, selbst dieser Halbaffe von Doktor konnte es offensichtlich. Und überhaupt, gerade noch war ich der sabbernde Idiot und völlig uninteressant aber nur einen Augenblick später ist der Patient doch noch etwas wert für den Halbgott in weiß. Da hat sich mein Leben ja doch noch einmal zum Besseren gewandt. Ich spucke aus:
„...türlich sprech ich Dotore, was denken sie denn?“
Den leichten Spot und Ärger kann ich mir nicht verkneifen. Es tut mir aber im selben Moment auch schon wieder leid, denn er war sicher nicht hier um mir zu schaden. Im Moment war ich wohl in Sicherheit. Wenn man das in unseren Zeiten überhaupt noch irgendwo auf der Welt sein konnte.
„Erinnern sie sich an ihren Namen, ihre Einheit? Was sind sie von Beruf, wo sind sie geboren? Was sind drei plus zwei und können sie sich richtig bewegen?“
Der Doc hatte ja einen ganz schönen Kommunikationsbedarf. Ich wundere mich warum er nach solchen Selbstverständlichkeiten fragt. Den Moment, den ich über diese Fragen nachdenke, nutzt Schwester Ines um für mich zu antworten:
„Doktor sie sollten ihn nicht überfordern, sicher ist er müde und erschöpft und sollte nicht jetzt befragt werden! Wenn ich es richtig verstehe, dann sollten wir ihn jetzt erst einmal zu Kräften kommen lassen. Nicht, dass er noch aus Schwäche den Verstand verliert...“
Diese letzten Worte schienen den Doc schwer betroffen zu machen, er stimmte daraufhin sofort zu und ich wurde auf eine Bahre gelegt. Innerlich musste ich schmunzeln, seit ich denken kann war es mir nie besser gegangen, aber ich wollte den beiden das Spiel nicht verderben und blieb weiter matt und augenscheinlich kraftlos liegen. In den Tagen meiner Bewusstlosigkeit musste ich wohl im Rang aufgestiegen sein, denn anders war nicht zu erklären, dass sie mich in dem Teil der Europa brachten, welcher den Führungsoffizieren und Generälen vorbehalten war. Still wollte ich diesen offensichtlichen Irrtum genießen und ausnutzen, denn das Leben kann manchmal sehr schön sein!
Was ich sah, als sich die Zwillingstüren meiner Kammer öffneten, überraschte mich gewaltig. Ein unglaublich geräumiges Zimmer, angenehm und dezent beleuchtet. Das Bett allein war größer als meine gesamte alte Zelle im Mannschaftsblock der Unity. Mehr konnte ich – festgeschnallt auf der medizinischen Bahre – leider nicht erkennen. Was sollte ich hier? Wer erlaubte sich hier einen Scherz mit mir? Johannson und die junge, aber trotzdem äußerst kräftig zupackende Göttin in weiß verfrachteten mich gemeinsam auf das große Bett. Es erwies sich als tausendmal weicher und angenehmer als ich mir erhofft hatte.
„Ruhen sie sich aus Matson, sie glauben ja nicht, wie wichtig sie sind!“
Endlich hatte es jemand erkannt. Bereits als kleines Rad im Getriebe der globalen Verteidigung wusste ich, dass ich zu höherem berufen war. Vielleicht war dies hier endlich die angemessene Entschädigung für all die hirnlosen Vorgesetzten und wichtigtuerischen Befehle, die ich schon über mich habe ergehen lassen müssen. Ich lachte still in mich hinein. Müdigkeit überkam mich. Das letzte was ich sah, waren die strahlenden, bernsteinfarbenen Augen der Schwester. Meine Träume würden sehr angenehm werden.
„Wie lautet ihr Name?“
Die Stimme der männlichen Person war spröde und überschlug sich oft, ich empfand sie als äußerst unangenehm. Der Mann schwitzte und ich konnte seinen Herzschlag beinahe hören.
„W-i-e l-a-u-t-e-t i-h-r N-a-m-e?“
Ich wollte schnell meinen Namen loswerden, damit dieser unangenehme Mensch endlich aus meinem Blickfeld verschwinden konnte und meine Ohren vor seiner unangenehm beißenden Stimme verschont blieben. Sprechen und damit Antworten fällt aber sehr schwer, wenn man den Hals voll mit schleimiger und dickflüssiger Kotze hat. Mehr als ein Röcheln in meinem eigenen Erbrochenen brachte ich nicht zu Stande. Erst viel später sollte ich erfahren, dass ich seit Monaten kein Wort mehr gesprochen hatte. Obwohl meine Lungen brannten und mir jeder Muskel in meinem Körper starke Schmerzen verursachte, war ich froh, am Leben und – viel wichtiger – offensichtlich unter Menschen zu sein.
„Haben sie das gehört Schwester Ines? Auch er ist nur ein sabbernder Idiot! Verdammt! Er war von Anfang an ungeeignet, viel zu schwer verletzt und nahezu Tot... Wer bezahlt jetzt das Projekt?“
Endlich entfernte sich die unangenehme Stimme aus meinem näheren Umfeld und wurde leiser. Ich blickte dafür jetzt in das Gesicht eines Engels. Sanft streichelte sie mir über die Haare und schluchzte leise in mein Ohr:
„Ich habe gehofft, dass du es schaffst! Ich wollte nicht, dass du auch zu einem seelenlosen Ding degenerierst!“
Ich hätte lachen müssen, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Im Zimmer mit einer wunderschönen Frau und ich bin nicht mal in der Lage sie anständig zu begrüßen. Aber ich versuchte noch mal mich zu artikulieren und trotz meinem Husten und Würgen hat sie wohl verstanden was ich will. Langsam half sie mir in eine aufrechtere Position, ich hustete noch einmal kräftig und nahm meine ganze Kraft zusammen:
„Steve Matson..., ich hoffe ich kann sie bald überzeugen, dass ich kein Idiot bin...“
So ein strahlendes Lächeln habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und im selben Moment wurde ich mir meiner Nacktheit bewusst. Der Doktor schien gute Arbeit geleistet zu haben, denn alles schien noch mehr als ordentlich zu funktionieren. Ohne sich etwas anmerken zu lassen deckte sie mich umgehend mit einem weißen Krankentuch zu, zögerte aber einen Moment zu lange. Sie musste einen zweiten Blick auf mich geworfen haben, denn sie war sichtlich errötet.
„Ich… Ich bin Ines Swanson, verzeihen sie mir... willkommen zurück im Leben, geht es ihnen gut?“
Irgendwie war diese Frage süß. Ich habe mich nur Augenblicke vorher in Krämpfen übergeben, ich weiß nicht wo ich mich aktuell befinde und was aus meiner kleinen Spähtruppe geworden ist und dieser Engel in weiß fragt mich, ob es mir gut geht. Ich wollte etwas schlagfertiges erwidern, brachte aber nur ein trockenes „Ich glaub schon...“ heraus. Ich wollte unbedingt in den Armen dieses Engels bleiben und jede Sekunde auskosten, aber die fiebrige Stimme des Doktors unterbrach meine Träume:
„Gehen sie zur Seite Mrs. Swanson, der Patient spricht? Ich meine sie...? Sie sprechen?“
Natürlich spreche ich, was denkt dieser Idiot eigentlich von mir? Warum sollte ich es auch nicht können, selbst dieser Halbaffe von Doktor konnte es offensichtlich. Und überhaupt, gerade noch war ich der sabbernde Idiot und völlig uninteressant aber nur einen Augenblick später ist der Patient doch noch etwas wert für den Halbgott in weiß. Da hat sich mein Leben ja doch noch einmal zum Besseren gewandt. Ich spucke aus:
„...türlich sprech ich Dotore, was denken sie denn?“
Den leichten Spot und Ärger kann ich mir nicht verkneifen. Es tut mir aber im selben Moment auch schon wieder leid, denn er war sicher nicht hier um mir zu schaden. Im Moment war ich wohl in Sicherheit. Wenn man das in unseren Zeiten überhaupt noch irgendwo auf der Welt sein konnte.
„Erinnern sie sich an ihren Namen, ihre Einheit? Was sind sie von Beruf, wo sind sie geboren? Was sind drei plus zwei und können sie sich richtig bewegen?“
Der Doc hatte ja einen ganz schönen Kommunikationsbedarf. Ich wundere mich warum er nach solchen Selbstverständlichkeiten fragt. Den Moment, den ich über diese Fragen nachdenke, nutzt Schwester Ines um für mich zu antworten:
„Doktor sie sollten ihn nicht überfordern, sicher ist er müde und erschöpft und sollte nicht jetzt befragt werden! Wenn ich es richtig verstehe, dann sollten wir ihn jetzt erst einmal zu Kräften kommen lassen. Nicht, dass er noch aus Schwäche den Verstand verliert...“
Diese letzten Worte schienen den Doc schwer betroffen zu machen, er stimmte daraufhin sofort zu und ich wurde auf eine Bahre gelegt. Innerlich musste ich schmunzeln, seit ich denken kann war es mir nie besser gegangen, aber ich wollte den beiden das Spiel nicht verderben und blieb weiter matt und augenscheinlich kraftlos liegen. In den Tagen meiner Bewusstlosigkeit musste ich wohl im Rang aufgestiegen sein, denn anders war nicht zu erklären, dass sie mich in dem Teil der Europa brachten, welcher den Führungsoffizieren und Generälen vorbehalten war. Still wollte ich diesen offensichtlichen Irrtum genießen und ausnutzen, denn das Leben kann manchmal sehr schön sein!
Was ich sah, als sich die Zwillingstüren meiner Kammer öffneten, überraschte mich gewaltig. Ein unglaublich geräumiges Zimmer, angenehm und dezent beleuchtet. Das Bett allein war größer als meine gesamte alte Zelle im Mannschaftsblock der Unity. Mehr konnte ich – festgeschnallt auf der medizinischen Bahre – leider nicht erkennen. Was sollte ich hier? Wer erlaubte sich hier einen Scherz mit mir? Johannson und die junge, aber trotzdem äußerst kräftig zupackende Göttin in weiß verfrachteten mich gemeinsam auf das große Bett. Es erwies sich als tausendmal weicher und angenehmer als ich mir erhofft hatte.
„Ruhen sie sich aus Matson, sie glauben ja nicht, wie wichtig sie sind!“
Endlich hatte es jemand erkannt. Bereits als kleines Rad im Getriebe der globalen Verteidigung wusste ich, dass ich zu höherem berufen war. Vielleicht war dies hier endlich die angemessene Entschädigung für all die hirnlosen Vorgesetzten und wichtigtuerischen Befehle, die ich schon über mich habe ergehen lassen müssen. Ich lachte still in mich hinein. Müdigkeit überkam mich. Das letzte was ich sah, waren die strahlenden, bernsteinfarbenen Augen der Schwester. Meine Träume würden sehr angenehm werden.
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