Dienstag, 10. Februar 2009
Kapitel 1 – Das Ende
„Matson, hier - krrrch - ...isson, können – krrrch - mich hören?“ Nur langsam dringt die Stimme des Einsatzoffiziers in mein Bewusstsein. Ich kann mich nicht bewegen. Scheiße. Mit geschlossenen Augen und aus purem antrainiertem Reflex heraus spreche ich in das Mikro, welches im Kragen meines Kampfanzuges eingenäht ist:

„Ja, ich k... k... kann sie hörn... verdammt Madisson, sie haben uns eingekreist und uns Stück für Stück auseinander genommen... bin verwundet... viel Blut verloren... kaum noch Kraft...!“

„Matson? Bleiben sie bei Bewusstsein, Verstärkung ist auf dem Weg! Matson, hören sie mich? Matson?“
Ich wollte antworten, doch mir fehlte die Kraft dazu. So sollte es also enden? In einer nasskalten Schlammgrube? Dabei hat der Auftrag bis zu diesem Punkt so gut funktioniert. Einer der Besten der Grundausbildung und körperlich in gutem Zustand. Bis heute. Hätte ich nur die Kraft meine Waffe zu heben und es selbst zu Ende zu bringen. Diese Schweine dürfen mich nicht bekommen. Pavlovicz und Ramirez haben sie als erstes erwischt. Vor meinen Augen einfach... aufgelöst. Ein kurzes rotes Schimmern, ihre Konturen nachzeichnend, dann waren sie weg, einfach weg. Darauf hatten sie uns nicht vorbereitet... darauf kann man niemanden vorbereiten! Dabei haben es die beiden noch gut erwischt, wenn man bedenkt was mit dem Rest unserer Truppe passiert ist. Das ist kein normaler Feind... Sie kommen direkt aus der Hölle. Ich spüre wie pulsierendes Blut meinen Körper durch unzählige Wunden verlässt und mir die Kräfte schwinden. Ich muss wach bleiben, kämpfen... muss...
Metallisches klicken verrät ihre Präsenz, ein rasseln und knirschen treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Die Angst – nackte Panik – lähmt meine Atmung, ich kann mich nicht bewegen... bin ausgeliefert... weiß das Vieh beim Schlachter was sich unvermeidlich ereignen wird? Wenn ich das überlebe werde ich Vegetarier! Bittere Verzweiflung. Überleben... was für eine Illusion. Mein Bewusstsein schwindet...
Ein knirschen weckt mich, ein schabendes Geräusch... als würde man Gewebe auseinander reißen, langsam, unendlich langsam... die Panik, die nackte Überlebensangst gibt mir die Kraft noch einmal die Augen zu öffnen, was ich sehe treibt mir meinen Mageninhalt in den Mund und über meine Uniform.

Fette, struppige Ratten nagen an meinen Beinen. Ich spüre keinen Schmerz. Ein schlechtes Zeichen. Nüchtern stelle ich die Lähmung meiner Beine fest. Lange würde mich diese Angst nicht mehr begleiten. Wut und der aufkommende Wahnsinn geben mir die Kraft zu handeln. Die Hochgeschwindigkeitsmunition lässt duzende der teuflischen Schädelchen platzen. Ich lache irre. Eine Mischung aus Spucke Blut und eigenen Erbrochenen rinnt mir zäh aus den Mundwinkeln.

Plötzlich erkenne ich meinen Fehler... die Schüsse muss man meilenweit gehört haben. Schon wieder diese mahlenden Geräusche. Ein Lichtkegel streift meinen Graben, mein Grab, mein Erdloch. Ich versuche durchzuladen, doch meine letzten Kugeln stecken in Rattenköpfen... Jemand beugt sich über mich. Guter Gott, ich will keiner von ihnen werden. Lass mich bitte sterben. Durch die Gnade aller Engel verliere ich erneut das Bewusstsein.

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grandios
absolut fantastisch.. hochbegabter junger autor.. da werden wir hoffentlich noch mehr lesen.. genau mein geschmack.. mehr mehr mehr :-)

mein tipp: unbedingt nem verlag vorlegen

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